Demografie: Trump for President?
Demografische Aspekte könnten bei der US-Wahl die Entscheidung bringen. Trump und Clinton sichern sich demografische Gruppen. Vieles spricht für einen Sieg von Donald Trump.
Die ganze Welt wundert sich derzeit über den Erfolg des Milliardärs Donald Trump im US-Wahlkampf. Was anfangs nach einem schlechten Scherz aussah, wird nun zu einer immer wahrscheinlicher werdenden Tatsache. Heißt der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wirklich Donald Trump?
Die Amerikaner verlangen nach Veränderung. Dabei scheint es keine Rolle zu spielen, ob es eine Veränderung zum Positiven oder zum Negativen geben soll. Vielen Amerikanern geht es um Veränderungen um der Veränderungen wegen. Warum ist das so?
Aus demografischer Sicht gibt es derzeit in den USA drei wichtige Generationen. Das sind die sogenannten Babyboomer, die um das Jahr 1959 geboren wurden und heute zwischen 50 und 60 Jahre alt sind, wobei die Zuordnung der Generationen zu den Geburtsjahren nicht einheitlich festgelegt ist. Diese Gruppe wünscht sich derzeit vor allem den Erhalt der bestehenden Verhältnisse. Die zweite wichtige Generation ist derzeit zwischen 30 und 50 Jahre alt und wird als Generation X bezeichnet. Sie steht im Schatten der Babyboomer-Generation und wird oft als Verlierer-Generation bezeichnet. Die Generation Y (Gen Y), auch „Millennials“ genannt, ist um das Jahr 1990 geboren und heute zwischen 20 und 30 Jahre alt. Über die Gen Y gibt es viele soziale Studien. Diese unterschieden sich in ihrer Bewertung. Während europäische Studien die Gen Y als angepasst und freundlich gegenüber der Eltern-Generation beschreiben, kommen US-Studien zu anderen Ergebnissen. Hier zeigt nicht nur die Bewegung „Occupy Wall Street“ den generellen Vertrauensmangel gegenüber der Politik. Es scheint hier Unterschiede zwischen den jüngeren Menschen in Europa und den USA zu geben.
Meine Forschungen haben ergeben, dass sehr oft Macht und Masse in starkem Zusammenhang stehen. Eine zahlenmäßig starke Generation ist also fast immer auch gesellschaftspolitisch selbstbewusster als kleinere Generationen. Vergleicht man nun die Generationenstärke in Deutschland (ähnlich sieht es für die EU insgesamt aus) und in den USA miteinander, fällt auf, dass die Altersgruppen in Deutschland zahlenmäßig immer kleiner werden, während in den USA die Gen Y derzeit die zahlenmäßig stärkste Altersgruppe bildet. Meiner Meinung nach, ist das ein wesentlicher Punkt, warum die Generation Y zunehmend die Entwicklung in den USA bestimmen wird.
Quelle: US Census Bureau, Anteil der Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung in Prozent
Was hat das nun mit Donald Trump und den US-Wahlkampf zu tun?
Donald Trump tritt auf den ersten Blick als Anwalt der Verlierer auf. Das wäre dann die Generation X. Diese Generation ist die kleinste Generation und Trump hätte als Vertreter dieser Generation eigentlich keine Chance US-Präsident zu werden. Eigentlich sollte sich, wenn es um die zahlenmäßige Stärke der Generationen geht, ein Kampf zwischen Bernie Sanders, dem offensichtlichen Favoriten der Gen Y und Hillary Clinton, der offensichtlichen Vertreterin des Establishments und damit der Babyboomer entwickeln. Und aus diesem Kampf sollte eigentlich der Vertreter der zahlenmäßig stärkeren Generation, also der Gen Y, als Sieger hervorgehen. Merkwürdiger Weise scheint aber Bernie Sanders gegen Hillery Clinton im Vorwahlkampf zu verlieren.
Das kann zwei Ursachen haben. Einmal spielen in den USA die unterschiedlichen Ethnien eine wesentliche Rolle (auch ein demografisches Kriterium). Und hier hat sich Hillery Clinton als Fürsprecherin für die die Gruppe der Hispanics und der Black Americans erfolgreich angeboten.
Außerdem scheint die Gen Y zumindest teilweise die sozialistischen Tendenzen von Bernie Sanders abzulehnen. Denn schon lange waren nicht mehr so viele Berufseinsteiger so von einer ihnen zustehenden leitenden Rolle überzeugt. Sozialistische Gleichmacherein wäre ihnen mehr Hindernis als Unterstützung. Der diesjährige Wahlkampf erinnert mich etwas an den Anfang der 1980er Jahre, als ein Teil der Babyboomer gegen den NATO-Doppelbeschluss auf die Straßen ging, während sich unter den Berufseinsteigern das Berufsziel „Manger“ äußerst populär wurde („…mein Manager erledigt das für mich…“). Damals gewann Ronald Regan die US-Präsidentschaftswahlen gegen den öffentlich zu beobachtenden Linksdrall in den USA und kurz darauf wurde Helmut Kohl deutscher Bundeskanzler.
Es könnte also sein, dass der Wunsch nach Veränderungen die Gen Y mit der Gen X vereint. Und sie dann den Präsidentschaftskandidaten ins Weiße Haus wählen, der für diese Veränderungen steht. Wenn Trump es also verstehen sollte, dass er nur ein wenig auf die Jüngeren zugehen muss, um sie für sich zu gewinnen, könnte der nächste Präsident der Vereinigten Staaten tatsächlich Donald Trump heißen. Aber auch wenn es Hillery Clinton mit den Babyboomern und den sozial benachteiligten Minderheiten doch ins Präsidentenamt schaffen sollte (und als weiterer demografischer Fakt spielt die Geschlechterfrage auch eine wesentliche Rolle und hier führen die Frauen auch in den USA), könnte der Trend zu massiven Veränderungen in den USA weitergehen. Und das nicht nur durch die gerade stattfindenden technologischen Quantensprünge. Es spricht einiges für Trump und noch mehr für eine starke Weltmacht USA.