Rückblick auf das dritte Quartal
Sehr geehrte Damen und Herren,
ein bewegtes drittes Quartal liegt hinter uns. Alte Bekannte, vor allem das Thema Inflation, haben die Kurse erneut bestimmt. Die Zinswende ist in einem fortgeschrittenen Stadium angekommen, weitere Maßnahmen der Zentralbanken sind deswegen aber noch nicht ausgeschlossen.
Preise steigen noch zu schnell
Die Inflationsrate beschäftigte auch im abgelaufenen Quartal die Börsen weltweit. Erfreulicherweise ist nach Daten des Statistischen Bundesamtes für September mit einem Rückgang der Teuerungsrate in Deutschland auf 4,5% zu rechnen. Damit stimmt zwar die Richtung, unzufriedenstellend bleibt aber der lange Bremsweg. Die zu Beginn des Jahres erwartete, spürbare Normalisierung der Preisanstiege in Richtung des vierten Quartals ist ausgeblieben.
Zinsen auf hohen Niveau angekommen
Derweil ist die Zinswende in den großen Wirtschaftsregionen der Welt in einem fortgeschrittenen Stadium angekommen. Während die USA mit ihrer guten wirtschaftlichen Ausgangssituation wohl zumindest in eine Plateauphase der Zinspolitik eingetreten sind, in der größere Zinsschritte vorerst nicht zu erwarten werden, ist die Lage in Europa herausfordernder. So beließ die amerikanische Notenbank FED den Leitzins Mitte September bei 5,25 bis 5,5 Prozent und sah von einer erneuten Erhöhung ab, zuvor war die wichtige Kerninflationsrate erneut rückläufig gewesen. Eine ähnliche Entwicklung zeichnete sich auch für Europa ab, dafür läuft die Konjunktur diesseits des Atlantiks den Amerikanern jedoch hinterher. Die Aktienmärkte entwickelten sich in den zurückliegenden drei Monaten erneut schwankungsanfällig und mussten einen Teil ihrer Gewinne aus dem ersten Halbjahr wieder abgeben.
Auf der Anleiheseite gab es im zurückliegenden Quartal Gegenwind. Im bisherigen Jahresverlauf konnte sich unser Guliver Demografie Sicherheit aber in der Gewinnzone behaupten. Die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen erreichten neue Höchststände. In den USA kletterten sie auf 4,61%, in Deutschland auf 2,93%. Wichtig bleibt: Langfristig klart sich die Lage für festverzinsliche Wertpapiere damit auf, Anleihen sind wieder eine lohnende Alternative zu Aktien.
Wirtschaft in Deutschland schwächelt, USA stark
Deutschlands Konjunktur bleibt auch in der zweiten Jahreshälfte unter Druck. Ein in der Transformation begriffener industrieller Sektor und geopolitische Herausforderungen bilden eine schwierige Großwetterlage. Hinzu kommen Belastungen aus dem Reich der Mitte. Gegenwärtig ist es der Immobiliensektor, der der zweitgrößten Wirtschaftsnation zu schaffen macht. Überschuldete Immobilienentwickler müssen derzeit auch durch staatliche Maßnahmen stabilisiert werden. Das Vertrauen ausländischer Investoren ist geschwächt. Chinas Volkswirtschaft hat im bisherigen Verlauf von 2023 spürbar an Schwung verloren, darunter leidet vor allem die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Wachsende Konkurrenz im Automobil- und Industriemaschinen-Sektor schwächt die Stellung hiesiger Unternehmen zusätzlich.
Unser Schwerpunkt liegt deshalb weiterhin auf den Vereinigten Staaten, die ein robustes Wirtschaftswachstum verzeichnen und durch eine außerordentlich hohe Innovationskraft in Schlüsselindustrien die globale Konjunktur stützen. Eine Haushaltssperre der US-Bundesregierung konnte durch eine Einigung in letzter Minute vermieden werden. Die Finanzierung ist jedoch vorerst nur bis Mitte November sichergestellt.
Geopolitisches Umfeld herausfordernd
Die geopolitischen Herausforderungen, allen voran der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, blieben zwar auch zwischen Juli und September präsent, haben aber keine größeren Auswirkungen auf die Kurse in den relevanten Märkten gezeitigt. Größtes Risiko in diesem Zusammenhang bleibt eine Eskalation des Krieges, diese scheint derzeit jedoch nicht wahrscheinlich. Die Angriffe der Hamas auf Israel haben in den zurückliegenden Tagen für Schlagzeilen gesorgt. Wir beobachten die Lage fortwährend und gehen zum jetzigen Zeitpunkt von einem überschaubaren Risiko für negative Kursentwicklungen aus.
Ausblick
Für das vierte Quartal steht ein weiterer Rückgang der Inflation in Aussicht. Das Tempo der Preisnormalisierung wird entscheidend für das zukünftige Vorgehen der Zentralbanken sein. Sowohl die FED als auch die EZB haben sich weitere Zinsschritte offengehalten. Anders als noch im zurückliegenden Winter, dürften uns Gasmangellagen und Energieengpässe in diesem Jahr als Diskussionsthemen erspart bleiben. Mit Spannung wird die Finanzwelt die Haushaltsverhandlungen in den USA verfolgen. Die Weltwirtschaft ist auf eine starke US-Konjunktur derzeit besonders angewiesen. Ein Stillstand in Washington käme zur Unzeit.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Guliver-Team