Vorwärts nimmer – rückwärts immer? Oder alles halb so schlimm?

Der nächste Präsident der Vereinigten Staaten heißt Donald Trump. Damit lagen praktisch alle Demoskopen mit ihren Prognosen falsch. Viele wollen auch heute, am Tag 2 nach der Wahl, die Realität noch nicht akzeptieren. Dass auch an den Börsen kaum jemand mit diesem Ausgang der Wahl gerechnet, zeigten die hohen Schwankungen am gestrigen Tag.
Erst ging es mit Aktien weltweit bergab. Am Abend näherten sich die Kurse dann schon wieder den Jahreshöchstständen. Die Erholung setzt sich auch heute Morgen weiter fort. Nach den gestrigen Kursverlusten in Japan (Nikkei minus 5,36%), gab es heute ein Plus von 6,72%. Auch an den europäischen Börsen geht es heute weiter bergauf. Gestern vorbörslich noch unter 10.000 Punkten sind es jetzt 10.720. Vor dem Brexit-Votum in Großbritannien stand der DAX übrigens nach einigen guten Tagen bei 10.365 Punkten. Für den für unseren Wachstumsfonds wichtigsten ETF auf amerikanische Aktien (siehe Chart) gibt es heute Morgen sogar ein neues Allzeithoch, da auch der US-Dollar gestiegen ist.
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Die Gewinner von gestern Morgen, Gold und sichere Anleihen, mussten ihre Gewinne dagegen wieder abgeben und stehen jetzt tiefer als vor zwei Tagen. Besonders Dollar-Anleihen mussten Rückschläge hinnehmen, weil eine Ausweitung der US-Staatsverschuldung und damit eine höhere Inflation erwartet wird. Trump hat ja versprochen, dass er Steuern senken und die Ausgaben für Infrastruktur massiv erhöhen will.
Was bedeutet also die Wahl Trumps langfristig für Anleger?
Trump wird mit einer republikanischen Mehrheit im Senat und im Repräsentantenhaus regieren können. Auch das hat den Börsen gestern geholfen. Die Republikaner sind allerdings traditionell eher nicht so für zusätzliche Verschuldung. Für die geplanten Infrastrukturinvestitionen wird es im Kongress wohl eher Widerstand geben. Gestern ging es trotzdem für Bauwerte schon einmal stark nach oben. Auch für Branchen der klassischen Energiegewinnung (vor allem Kohleförderer) gab es ein regelrechtes Kursfeuerwerk.
Positiv dürfte es auch für Branchen laufen, die sehr stark reguliert sind. Das sind vor allem Banken und Pharmawerte. Auch dort gab es gestern hohe Kursgewinne. Diese dürften Bestand haben, denn die Republikaner stehen für weniger Regulierung.
Schwerer wird es für von einem Freihandel profitierende Branchen. So produzieren die Automobilhersteller eine Großteil ihrer Fahrzeuge in Mexiko. Kommt es hier zu Strafzöllen, werden solche Unternehmen belastet. Gestern gehörten solche Unternehmen zu den Verlierern. Verlierer gab es auch bei Aktien, die von steigenden Zinsen belastet werden würden.
Langfristig gefährlich ist vor allem der stärker werdende weltweite Trend zu weniger Freihandel. Auch in Europa ist die Bevölkerung ja sehr skeptisch in dieser Hinsicht.
Derweil läuft die Digitalisierung der Weltwirtschaft weiter. Und Amerika wird diese Revolution weiter anführen. Die damit verbundenen Veränderungen werden weiter für Unruhe sorgen und den Wunsch der älter werdenden westlichen Gesellschaften nach etwas Ruhe und Verlässlichkeit bestärken (nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht).
Es gibt Faktoren, die für ein beschleunigtes Wirtschaftswachstum unter Trump sprechen und es gibt Faktoren, die dagegen sprechen. Es gibt Gründe für wieder steigende Zinsen und welche dagegen. Zahlreiche weltweite Wechselwirkungen machen einen Ausblick jetzt schwerer als sonst. Eine breite Streuung der Anlagen sollte das beste Rezept gegen diese Unsicherheit sein. Unsere Strategie, gleichzeitig auf verschiedene Aktien, Anleihen, Währungen und Gold zu setzen, dürfte dem Vermögen unserer Mandanten am besten helfen, die kommenden (meist unerwarteten) Ereignisse gut zu überstehen.